Novo Nordisk Aktie: Panik an der Börse – oder Einstiegschance des Jahrzehnts?
Die Novo Nordisk Aktie rauscht nach gesenktem Ausblick so stark ab wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Lieferprobleme, Copycat-Produkte und enttäuschte Erwartungen haben Panik ausgelöst. Doch hinter den Schlagzeilen steckt mehr: Diabetes, Wegovy und Ozempic bleiben Milliardenmärkte.

Inhalt
- Übersicht
- Die Quartalszahlen Q2 2025 – Fakten auf den Tisch
- Strategie – vier Säulen, ein Ziel
- Der Markt – gigantisches Potenzial
- Die Probleme – was Anleger nervös macht
- Patente & Rechtsstreitigkeiten
- Aktionärsperspektive – Dividende, Rückkäufe & Cashflow
- Sentiment-Lage
- Fazit – meine persönliche Sicht
Novo Nordisk: Vom Börsenstar zum Prügelknaben – und wieder zurück?
Noch vor wenigen Monaten war Novo Nordisk der unangefochtene Liebling der Anleger. Die Aktie des dänischen Pharmakonzerns stieg von Rekord zu Rekord, getrieben vom weltweiten Hype um Diabetes-Medikamente wie Ozempic und die Abnehmspritze Wegovy. Novo Nordisk galt als sicherer Hafen und Wachstumsstory in einem – Europas wertvollstes Unternehmen und Symbol einer neuen Pharma-Ära.
Dann kam die Ernüchterung: Kurz vor den Quartalszahlen musste das Management den Ausblick für 2025 senken. Ausgerechnet bei den Blockbustern Wegovy (Adipositas) und Ozempic (Diabetes) läuft es nicht mehr so glatt wie gedacht. Die Novo Nordisk Aktie rauschte zweistellig nach unten, der heftigste Kursabsturz der Firmengeschichte.

Jetzt stellen sich viele die Frage: Ist Novo Nordisk nur überbewertet gewesen, und wir sehen gerade die Korrektur? Oder steckt mehr dahinter – womöglich strukturelle Probleme, die das Wachstum tatsächlich bremsen?
Die Wahrheit ist komplexer. Fakt ist: Novo Nordisk bleibt Weltmarktführer bei GLP-1-Medikamenten und sitzt mitten in einem gigantischen Wachstumsmarkt. Weltweit leiden über 550 Millionen Menschen an Diabetes und fast eine Milliarde an Fettleibigkeit – Tendenz steigend. Das Unternehmen steht damit im Zentrum zweier globaler Gesundheitskrisen.

Doch gleichzeitig gibt es echte Herausforderungen: Lieferprobleme in wichtigen Märkten, Konkurrenz durch Copycat-Produkte, regulatorische Risiken und die hohen Erwartungen, die Novo Nordisk selbst geschürt hat.
Genau deshalb ist ein Deep Dive jetzt spannender denn je. Wer verstehen will, ob die Novo Nordisk Aktie nach dem Kurssturz eine Chance oder eine Falle ist, muss genauer hinschauen: auf die aktuellen Quartalszahlen, die Strategie des Managements, die Risiken und die gewaltigen Chancen in den kommenden Jahren.
Novo Nordisk Quartalszahlen 2025: Starke Gewinne, schwächerer Ausblick
Wenn man nur auf die reinen Zahlen schaut, sehen die Ergebnisse von Novo Nordisk eigentlich beeindruckend aus. Der Umsatz stieg in den ersten sechs Monaten 2025 um satte 16 % auf 154,9 Mrd. DKK (zu konstanten Wechselkursen sogar +18 %). Auch der Nettogewinn konnte um 20 % auf 55,5 Mrd. DKK zulegen. Rein finanziell läuft es also nach wie vor blendend.
Trotzdem sackte die Aktie nach den Q2-Zahlen massiv ab – und das liegt vor allem am gesenkten Ausblick für 2025. Das Management musste eingestehen, dass die Umsätze von Wegovy (Adipositas) und Ozempic (GLP-1 Diabetes) schwächer wachsen als ursprünglich gedacht. In den USA ist die Marktdurchdringung von Wegovy nicht so schnell vorangekommen, wie erhofft, und auch auf einigen internationalen Märkten blieb die Nachfrage hinter den Erwartungen zurück.
Der bisherige CEO Lars Fruergaard Jørgensen erklärte dazu:
„Die Änderung der Umsatzerwartungen für 2025 ist auf niedrigere Wachstumsprognosen zurückzuführen. Dies betrifft insbesondere Wegovy auf dem US-Markt für Adipositas und Ozempic auf dem GLP-1-Diabetes-Markt.“

Der neue CEO Maziar Mike Doustdar, der das Ruder von Jørgensen übernommen hat, schob einen weiteren Grund nach:
„Der Umsatz mit unseren GLP-1-Diabetes-Produkten stieg zwar um 10 %, wurde aber durch Lieferprobleme negativ beeinflusst. Besonders in China war der Umsatz geringer als erwartet – vor allem wegen Bestandsbewegungen und zeitlichen Verschiebungen bei den Großhändlern.“
Das zeigt: Operativ wächst Novo Nordisk weiter kräftig, aber die Kombination aus Lieferengpässen, schwächerer Nachfrage in den USA und der extrem hohen Erwartungshaltung am Markt hat den Kurssturz ausgelöst.
Mein Eindruck: Das Narrativ rund um Novo Nordisk hat sich in Rekordgeschwindigkeit gedreht – von „unaufhaltsamer Marktführer“ zu „Wachstum stockt“. Auf den ersten Blick wirkt das dramatisch, aber wenn man mal nüchtern auf die Zahlen schaut, sehen wir ein Unternehmen, das immer noch zweistellige Wachstumsraten liefert. Der Knackpunkt ist weniger die Gegenwart, sondern die Erwartung an die Zukunft.
Die Strategie von Novo Nordisk: Vier Säulen für die Zukunft
Wenn man Novo Nordisk verstehen will, reicht es nicht, nur auf die letzten Quartalszahlen zu schauen. Das Unternehmen verfolgt seit Jahren eine klare Strategie, die auf vier großen Standbeinen ruht und die zeigen, wie sich der Pharmakonzern langfristig positionieren will.
Diabetes – das Fundament bleibt unerschütterlich
Novo Nordisk wurde groß mit Insulin – und auch wenn das Geschäft heute anders aussieht, bleibt Diabetes der Kern des Unternehmens. Besonders die GLP-1-Medikamente wie Ozempic oder die orale Variante Rybelsus sind Wachstumstreiber.

Diese Mittel verbessern nicht nur den Blutzuckerwert, sondern haben auch positive Effekte auf Gewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Der Fokus von Novo ist klar: Innovation vor reiner Masse. Es geht nicht darum, noch ein Standard-Insulin mehr zu verkaufen, sondern darum, die nächste Generation von Therapien auf den Markt zu bringen, die das Leben der Patienten messbar verbessern. Für mich ist das ein entscheidender Punkt: Novo Nordisk denkt hier viel stärker in „Outcomes“, also in echten Behandlungsergebnissen, statt nur in Umsatz.
Seltene Krankheiten – kleine Märkte, große Margen
Neben den Massenerkrankungen Diabetes und Adipositas betreibt Novo Nordisk auch ein profitables Geschäft mit Orphan Drugs, also Medikamenten für seltene Krankheiten. Dazu gehören unter anderem Therapien gegen Hämophilie (Bluterkrankheit). Hier ist die Marktgröße zwar begrenzt, aber die Margen sind extrem hoch, weil es oft nur wenige Anbieter gibt und die Medikamente lebensnotwendig sind.
Dieses Segment sorgt zwar nicht für Schlagzeilen wie Wegovy, liefert aber stabile Erträge und Diversifikation – ein wichtiges Standbein, das Novo weniger abhängig vom Massenmarkt macht.
Adipositas – der Markt, der gerade erst entsteht
Mit Wegovy hat Novo Nordisk den wohl größten Joker im Pharmasektor in der Hand. Wir reden hier nicht über eine Nische, sondern über eine globale Epidemie: Rund 900 Millionen Menschen weltweit sind fettleibig, Tendenz steigend. Das Unternehmen arbeitet nicht nur daran, Marktanteile zu gewinnen, sondern den gesamten Markt erst zu erschaffen. Denn noch immer wird Adipositas in vielen Ländern nicht als chronische Krankheit anerkannt, sondern als „Lifestyle-Problem“ abgetan. Novo will das ändern und damit gleichzeitig Milliardenumsätze sichern.
Besonders spannend finde ich die internationale Perspektive: In den USA ist der Markt schon relativ weit entwickelt, aber in Europa und Asien steckt das Geschäft mit Abnehm-Medikamenten noch in den Kinderschuhen. Sollte sich hier die gesellschaftliche und medizinische Sichtweise ändern, könnte Wegovy zu einem echten Blockbuster auf globaler Ebene werden.
Herz-Kreislauf-Krankheiten
Der spannendste Teil der Strategie ist für mich der Vorstoß in den Cardiovascular-Bereich. Studien zeigen, dass GLP-1-Medikamente nicht nur beim Blutzucker helfen, sondern auch das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle senken können. Das ist ein Gamechanger: Während Diabetes- und Abnehm-Mittel bisher „nur“ zwei große Märkte adressieren, könnte Novo Nordisk mit demselben Medikament plötzlich auch im milliardenschweren Herz-Kreislauf-Markt mitspielen.
Und das Unternehmen denkt noch weiter. Mit Forschungsprojekten in Bereichen wie NASH (Fettlebererkrankung) oder Alzheimer zeigt Novo, dass es nicht nur den Status quo verwaltet, sondern sich aktiv in Zukunftsmärkte hineinbewegt.
Für mich ist Novo Nordisk damit längst kein klassisches „Insulin-Unternehmen“ mehr. Der Konzern positioniert sich als globaler Player gegen die größten chronischen Krankheiten unserer Zeit: Diabetes, Adipositas und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Auch spannend zu dem Thema Die vier “Apokalyptischen Reiter”:

Wenn man bedenkt, dass diese Krankheitsbilder zusammen Milliarden Menschen betreffen, versteht man, warum die Wachstumsstory noch lange nicht zu Ende erzählt ist.
Der Markt: Ein Patientensegment, das kaum Grenzen kennt
Wenn man über Novo Nordisk spricht, darf man eines nie vergessen: Das Unternehmen sitzt inmitten eines gigantischen Megatrends. Die Nachfrage nach Medikamenten gegen Diabetes und Adipositas ist nicht nur groß – sie wächst mit atemberaubender Geschwindigkeit.
Diabetes – eine globale Volkskrankheit
Weltweit sind heute schon über 550 Millionen Menschen von Diabetes betroffen. Und die Dunkelziffer dürfte noch höher sein, da viele Betroffene lange gar nicht diagnostiziert sind. Besonders in Schwellenländern explodieren die Zahlen: ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel und eine alternde Bevölkerung treiben die Kurven Jahr für Jahr nach oben.
Das Spannende: 90 % der Patienten leben nicht in den USA, sondern in internationalen Märkten. Für Novo Nordisk heißt das: Das eigentliche Wachstum kommt nicht aus Amerika, sondern aus Regionen wie Asien, Lateinamerika und dem Mittleren Osten. Genau deshalb stellt sich der neue CEO Maziar Doustdar so stark auf Internationalisierung ein – er kennt diese Märkte aus eigener Erfahrung und weiß, welches Potenzial dort schlummert.
Adipositas – ein Markt, der gerade erst aufwacht
Noch größer ist das Feld Fettleibigkeit. Schätzungen zufolge leiden fast eine Milliarde Menschen weltweit an Adipositas. Das bedeutet: Jeder siebte Mensch auf diesem Planeten wäre ein potenzieller Kunde für Medikamente wie Wegovy.
Doch der Markt steckt noch in den Kinderschuhen.
In vielen Ländern wird Übergewicht noch immer nicht als Krankheit behandelt, sondern als individuelles Problem. Das ist nicht nur medizinisch falsch, sondern auch ein Grund, warum Medikamente bisher oft nicht von Krankenkassen übernommen werden. Novo Nordisk versucht, diesen Paradigmenwechsel aktiv voranzutreiben – mit Studien, Aufklärungskampagnen und politischem Lobbying. Wenn es gelingt, dass Staaten Adipositas flächendeckend als chronische Krankheit anerkennen, würde das den Markt sprunghaft vergrößern.
China – der potenzielle Gamechanger
Besonders spannend ist der Blick nach China. Dort leben über 140 Millionen Menschen mit Diabetes – so viele wie in keinem anderen Land der Welt. Und: Novo Nordisk hat hier einen klaren Wettbewerbsvorteil, weil Konkurrenten wie Eli Lilly bislang kaum präsent sind. Der neue CEO hat in einem Interview betont, dass Novo in China Marktanteile hinzugewinnt, während andere noch gar nicht richtig Fuß gefasst haben.

Wenn Novo es also schaffen sollte, in China nicht nur Diabetes-, sondern auch Abnehm-Medikamente breit zu etablieren, könnte das Land zum größten Wachstumstreiber der nächsten Dekade werden.
Meine Einordnung:
Novo Nordisk operiert nicht in einem „normalen“ Markt. Wir reden hier über Krankheiten, die Milliarden Menschen weltweit betreffen und die für Gesundheitssysteme enorme Kosten verursachen. Das Unternehmen sitzt also in einer Position, in der medizinischer Bedarf und ökonomisches Potenzial perfekt zusammenfallen. Für mich ist das einer der Hauptgründe, warum die Novo Nordisk Aktie trotz aller Rückschläge langfristig so spannend bleibt.
Die Probleme: Warum die Aktie so unter Druck steht
So stark die Fundamentaldaten von Novo Nordisk sind – die Börse schaut gerade vor allem auf die Schwächen. Und davon gibt es aktuell gleich mehrere, die zusammen ein ziemlich explosives Cocktail ergeben.
Lieferengpässe und Produktionsprobleme
Eines der größten Probleme von Novo Nordisk ist hausgemacht: Das Unternehmen kommt schlicht nicht hinterher, die Nachfrage zu bedienen. Medikamente wie Wegovy sind so beliebt, dass es immer wieder zu Lieferstopps kommt. Ärzte verschreiben sie zwar, aber Patienten warten wochen- oder monatelang. Für ein Unternehmen, das Milliarden in Forschung investiert, klingt das fast absurd – ist aber Realität.

Die Ursache: Der Ausbau der Produktionskapazitäten dauert in der Pharmaindustrie Jahre. Neue Fabriken entstehen nicht über Nacht. Kurzfristig sorgt das dafür, dass Umsatzpotenzial auf der Straße liegen bleibt.
Schwächere Nachfrage in den USA
Zwar gilt die USA als Heimatmarkt für Ozempic und Wegovy, doch genau hier kam zuletzt die Ernüchterung. Die Marktdurchdringung läuft nicht so glatt wie gedacht. Versicherungen zögern bei der Kostenübernahme, und Patienten schrecken teilweise vor den hohen Preisen zurück. Das hat Novo gezwungen, den Ausblick für 2025 zu senken – ein herber Rückschlag für ein Unternehmen, das an der Börse in den letzten Jahren fast schon als „unfehlbar“ galt.
Konkurrenz durch Copycat-Produkte (Compounding)
Ein noch größeres Risiko lauert in den USA. Dort nutzen schätzungsweise über eine Million Patienten sogenannte „Compounded GLP-1-Präparate“. Dabei handelt es sich um nachgeahmte Versionen von Ozempic oder Wegovy, die in kleinen Apotheken zusammengemischt werden – oft ohne offizielle Zulassung.
Für Novo bedeutet das: Jeder dieser Patienten ist ein verlorener Umsatz.
Gleichzeitig ist es ein Sicherheitsrisiko, weil diese Präparate weder geprüft noch standardisiert sind. Novo Nordisk geht rechtlich dagegen vor und arbeitet eng mit der FDA zusammen. Sollte es gelingen, Compounding-Produkte weitgehend vom Markt zu drängen, wäre das ein echter Turbo für die offiziellen Medikamente. Noch ist das aber offen.
Keine Aktienrückkäufe 2025
Ein Punkt, der oft unterschätzt wird: Novo Nordisk hat in diesem Jahr bislang keine eigenen Aktien zurückgekauft. In den letzten Jahren hat das Unternehmen regelmäßig eigene Anteile erworben und damit den Kurs stabilisiert. 2025 liegt der Fokus allerdings auf Investitionen in neue Produktionsanlagen und Forschung – Rückkäufe wurden erst einmal gestoppt.
Anleger mögen das gar nicht: Ohne den künstlichen Rückenwind durch Buybacks fällt der Kurs schneller, wenn die Stimmung kippt. Das ist zwar rational erklärbar, sorgt aber kurzfristig für zusätzlichen Druck auf die Aktie.
Viele dieser Probleme sind aus meiner Sicht temporär. Lieferengpässe lassen sich mit der Zeit lösen, Aktienrückkäufe können zurückkommen, wenn die Investitionswelle abebbt. Kritischer ist die Frage, wie stark die Konkurrenz durch Compounding-Produkte bleibt und ob die Nachfrage in den USA wirklich dauerhaft schwächer läuft. Für mich ist das Entscheidende: Die fundamentale Nachfrage nach Diabetes- und Abnehm-Medikamenten ist ungebrochen – die Probleme liegen eher in der Umsetzung und im Timing.
Patente & Rechtsstreitigkeiten: Kampf um den milliardenschweren GLP-1-Markt
Wenn man ehrlich ist, dann entscheidet sich die Zukunft von Novo Nordisk nicht nur im Labor, sondern auch vor Gericht. Denn die größte Gefahr für die Umsätze kommt aktuell nicht von Eli Lilly oder Pfizer, sondern von kleinen Apotheken in den USA, die auf den ersten Blick harmlos wirken – aber tatsächlich ein Milliardenproblem darstellen.
Compounding: Der „graue Markt“ für Abnehm-Spritzen
In den USA gibt es nach wie vor ein riesiges Angebot an zusammengemixten GLP-1-Präparaten („Compounded Semaglutide“). Diese Produkte sind im Prinzip Kopien von Ozempic oder Wegovy, die von Apotheken aus importierten Wirkstoffen zusammengestellt werden – oft ohne Qualitätskontrolle und ohne Zulassung.
Offiziell ist dieses Compounding seit Mai 2025 nur noch in Ausnahmefällen erlaubt. In der Praxis aber boomt der Markt.
Schätzungen zufolge werden aktuell rund eine Million US-Patienten mit solchen Compounding-Produkten behandelt. Für Novo Nordisk ist das ein direkter Umsatzverlust in Milliardenhöhe – und gleichzeitig eine Gefahr für die Patientensicherheit, weil diese Medikamente weder geprüft noch standardisiert sind.
Novo Nordisks Gegenoffensive
Das Management weiß, wie brisant das Thema ist. David Moore, Executive Vice President für die US-Operationen, hat das jüngst so formuliert:
„Dieses Thema hat für uns höchste Priorität. Es geht darum, die Patientensicherheit zu schützen und die Gesetze durchzusetzen. Wir haben den Dialog mit der FDA intensiviert und prüfen alle rechtlichen Schritte.“
Novo Nordisk hat bereits mehrere Klagen eingereicht und arbeitet eng mit den Aufsichtsbehörden zusammen. Das Ziel: Den grauen Markt so weit wie möglich einzudämmen und Patienten zurück zu den Originalpräparaten zu holen.
Chance: Sollte die FDA wirklich härter durchgreifen und Compounding-Produkte konsequent vom Markt verbannen, könnte das für Novo Nordisk wie ein Umsatzbooster wirken. Millionen Patienten müssten dann auf die offiziellen Medikamente umsteigen – ein enormer Schub für Wegovy und Ozempic.
Das Risiko: Solange diese Produkte weiter frei verfügbar sind, verwässern sie nicht nur den Umsatz, sondern beschädigen auch das Markenimage. Denn wenn Patienten Nebenwirkungen bei „Fake-Ozempic“ erleben, landet der schlechte Ruf trotzdem oft bei Novo Nordisk.
Für mich ist der Kampf gegen Compounding der entscheidende Stellhebel für die mittelfristige Entwicklung. Wenn Novo Nordisk es schafft, diese Schattenprodukte zurückzudrängen, ist das ein massiver Katalysator für Umsatz und Gewinn. Scheitert das Unternehmen hier, droht eine dauerhafte Erosion der Margen im wichtigsten Markt. Es ist also nicht übertrieben zu sagen: Novo Nordisk führt seine wichtigste Schlacht aktuell in den Gerichtssälen und bei der FDA.
Sentiment: Wenn Emotionen die Kurse treiben
An der Börse zählt nicht nur, was in den Bilanzen steht – oft sind es die Emotionen der Anleger, die kurzfristig die Richtung bestimmen. Und genau das sieht man aktuell bei der Novo Nordisk Aktie: Die Fundamentaldaten sind solide, doch das Sentiment hat sich komplett gedreht.
Ein historischer Kursrutsch
Die letzten Wochen waren für Novo Nordisk Anleger ein Schock. Der Aktienkurs ist so stark eingebrochen wie selten zuvor. Aus dem jahrelangen Aufwärtstrend wurde plötzlich ein klarer Abwärtstrend und das in einer Geschwindigkeit, die viele kalt erwischt hat.
Warum das so dramatisch war: Der Kurs ist nicht nur ein bisschen gefallen, sondern gleich durch mehrere wichtige Kursmarken gerauscht, die bisher wie ein „Sicherheitsnetz“ wirkten. Wenn solche Marken unterschritten werden, verkaufen oft automatisch viele große Investoren und das verstärkt den Abwärtssog noch einmal.
Die spannende Frage ist jetzt: Wo könnte der Kurs wieder Halt finden?
Momentan liegt er auf einem Niveau, das in den letzten Jahrzehnten fast nie unterschritten wurde. In der Vergangenheit war genau dieser Bereich oft ein guter Einstiegspunkt für langfristige Anleger.
Aber klar: Wenn die Stimmung an der Börse einmal kippt, sind auch noch tiefere Rückschläge möglich. Kurzfristig bleibt das Risiko hoch – für langfristige Investoren könnte sich daraus aber eine seltene Chance ergeben, zu deutlich günstigeren Kursen einzusteigen.
Sentiment: Von Euphorie zu Pessimismus
Mindestens genauso wichtig wie der Chart ist die Stimmung. Noch vor einem Jahr galt Novo Nordisk als „must-have“ Aktie – man kam an Ozempic und Wegovy medial gar nicht vorbei. Jetzt ist das Narrativ genau umgekehrt: Statt Zukunftshoffnung liest man fast nur noch über Lieferprobleme, sinkende Marktanteile und schwächere Wachstumsprognosen.
Solche Stimmungswechsel sind typisch für die Börse: Von Übertreibung nach oben zur Übertreibung nach unten. Für mich persönlich riecht das nach einer klassischen Überreaktion.
Meine Einordnung:
Charttechnisch sieht Novo Nordisk aktuell angeschlagen aus, keine Frage. Wer kurzfristig denkt, findet hier gerade mehr Risiken als Chancen. Aber wenn ich mir das Ganze langfristig ansehe, dann sehe ich ein Unternehmen, das fundamental stark ist, in gigantischen Wachstumsmärkten operiert und dessen Kurs durch die aktuelle Panik vielleicht sogar zu attraktiv(!) geworden ist.
Oder anders gesagt: Während viele Anleger jetzt den Kopf verlieren, könnte genau hier die Basis für die nächste Aufwärtsbewegung gelegt werden.
Überreaktion oder neuer Realismus?
Die Novo Nordisk Aktie steht aktuell sinnbildlich für das, was Börse so gnadenlos macht: Ein Unternehmen liefert zweistellige Wachstumsraten, steigert den Gewinn um 20 % – und trotzdem wird es vom Markt abgestraft, weil die Erwartungen noch höher waren. Für mich ist das eine klassische Überreaktion.
Der gesenkte Ausblick war ein Schock. Die Probleme mit Lieferengpässen, Compounding-Produkten und schwächerer Nachfrage in den USA sind real. Ohne Aktienrückkäufe fehlt aktuell ein psychologischer Stabilisator. Kurzfristig ist die Lage schwierig – keine Frage.
Aber auf der anderen Seite steht ein Unternehmen, das in gigantischen Wachstumsmärkten unterwegs ist. Diabetes, Adipositas und Herz-Kreislauf-Erkrankungen betreffen Milliarden Menschen weltweit. Novo Nordisk ist hier Marktführer, innovativ und finanziell extrem stark aufgestellt. Der neue CEO kennt die internationalen Märkte, wo das größte Potenzial liegt – gerade in Regionen wie China, wo Konkurrenz fehlt und die Patientenzahlen explodieren.
Ich glaube ganz ehrlich, dass wir gerade eine seltene Gelegenheit sehen. Die Panik hat den Kurs überproportional nach unten gedrückt und für langfristige Investoren könnte genau das die Chance sein, die man nur alle paar Jahre bekommt. Natürlich braucht es Geduld: Die Investitionen in neue Fabriken, die Klagen gegen Compounding, die Internationalisierung – all das wird Jahre dauern. Aber genau deshalb investiere ich persönlich langfristig in Novo Nordisk.
Wenn man bereit ist, diese Durststrecke auszusitzen, sehe ich in der Novo Nordisk Aktie trotz aller Probleme eine der spannendsten Wachstumsstories im gesamten Pharmasektor.