Fallende Zinsen = steigende Aktien. Wie du davon maximal profitierst

Die Zinsprognosen deuten klar darauf hin, dass das Geld billiger wird – und zwar stärker, als es der Markt bislang erwartet.

Fallende Zinsen = steigende Aktien. Wie du davon maximal profitierst
Billigeres Geld heißt teurere Aktien.

Die Stimmung an den Märkten ist angespannt, die Unsicherheit groß. Doch wer genau hinschaut, erkennt: Unter der Oberfläche braut sich gerade etwas zusammen, das die Börsen in den kommenden Monaten massiv antreiben könnte.

Die Botschaft aus dem Interbankenmarkt ist eindeutig: Das Geld wird billiger. Während sich Banken aktuell in US-Dollar noch zu rund 4,4 % refinanzieren, dürfte dieser Satz in den kommenden zwölf Monaten auf 3,85 % sinken. Auch im Euroraum zeigen die Terminsätze nach unten: von derzeit knapp 1,9 % auf 1,81 %. Das ist ein klares Signal, denn das Kapital wird günstiger, und das schiebt die Börsen in aller Regel nach oben.

USD und EUR: zwei Richtungen, ein Signal

Besonders spannend ist der Blick auf den Dollar. Aktuell zahlen Banken für Dollar-Geld am Interbankenmarkt etwa 4,4 %. Doch in einem Jahr sollen es nur noch 3,85 % sein, also eine deutliche Bewegung nach unten. Auf den ersten Blick mag das wie eine Kleinigkeit wirken. Aber in der Welt der Finanzmärkte sind 50 Basispunkte ein massiver Hebel, der Billionen an Kapitalflüssen bewegen kann.

Im Euroraum sieht es ähnlich aus: von 1,9 % auf 1,81 %. Nicht so spektakulär wie in den USA, aber die Richtung ist entscheidend. Beide Währungsräume signalisieren: Kapital wird günstiger. Und günstiges Kapital ist der Treibstoff für steigende Aktienkurse.

Warum fallende Zinsen wie Dünger für Aktien sind

Um zu verstehen, warum die Börsen so sensibel auf Zinsen reagieren, hilft ein einfaches Bild: Man stelle sich die Börse wie ein Schwungrad vor. Solange Kredite teuer sind, läuft das Rad schwerfällig. Unternehmen müssen sich zweimal überlegen, ob sie investieren. Anleger parken ihr Geld lieber in sicheren Anleihen, die hohe Zinsen abwerfen.

Sinken die Zinsen, dreht sich das Schwungrad plötzlich leichter. Investitionen lohnen sich wieder, das Wachstum zieht an. Und Anleger? Sie werden aus Anleihen geradezu hinausgedrängt, weil die Renditen dort wegbrechen. Also bleibt nur die Aktie, als attraktivste aller Anlageklassen in diesem Umfeld.

Wenn die Zinsen sinken, passiert an den Märkten somit zweierlei. Erstens: Kredite werden billiger, Unternehmen können Investitionen günstiger finanzieren. Zweitens: Anleihen verlieren an Attraktivität, Anleger suchen Rendite und die finden sie am Aktienmarkt. Dieser Wechsel im Anlageverhalten führt in der Regel zu steigenden Kursen.

Welche Aktien profitieren am stärksten?

Nicht alle Aktien reagieren gleich auf sinkende Zinsen. Klassischerweise profitieren vor allem Wachstumswerte. Der Grund: Ihre Bewertungen hängen stark von den Gewinnen in der Zukunft ab. Bei hohem Zins werden diese Gewinne stark abgezinst, bei niedrigem Zins verlieren sie weniger an Wert, was den Kurs nach oben treibt.

Praktisch heißt das: Tech-Unternehmen und Plattform-Player wie Coinbase, Robinhood, aber auch Tesla oder Nvidia stehen weit oben auf der Liste der Gewinner. Ebenfalls spannend: Unternehmen aus dem Immobiliensektor, die auf günstige Finanzierung angewiesen sind, und Konsumwerte, die von einem Aufschwung der Kaufkraft profitieren.

Inflation? Ein zweischneidiges Schwert

Natürlich hat das Ganze eine Kehrseite: Wenn Kapital immer billiger wird, steigt das Risiko, dass die Inflation wieder Fahrt aufnimmt. Mehr Geld im Umlauf, mehr Nachfrage, steigende Preise, die alte Mechanik. Aber hier kommt der Vorteil von Aktien ins Spiel: Aktien sind Sachwerte. Sie repräsentieren reale Unternehmen mit Produktionsstätten, Marken, Patenten, Immobilien. Während Bargeld in der Inflation an Kaufkraft verliert, können Aktien ihre Werte erhalten oder sogar ausbauen.

Kurz gesagt: Wer jetzt auf Aktien setzt, schützt sich doppelt. Durch Kursgewinne dank sinkender Zinsen und durch Inflationsschutz, weil man im Sachwert investiert bleibt.

Q4 – das potenzielle Rally-Quartal?

Das vierte Quartal ist traditionell ohnehin ein starkes Börsenquartal. Viele Fondsmanager positionieren sich fürs neue Jahr, Anleger wollen ihre Bücher schön aussehen lassen („Window Dressing“). Dieses Mal kommt aber ein zusätzlicher Turbo dazu: die Erwartung sinkender Zinsen. Wenn sich diese Realität abzeichnet, könnte Q4 zur Startrampe für 2026 werden.

Einige sprechen schon vom perfekten Setup: Hohe Unsicherheit, die viele Investoren noch zögern lässt, kombiniert mit einer geldpolitischen Lockerung, die für neuen Auftrieb sorgt. Wer hier mutig ist und frühzeitig einsteigt, hat gute Chancen, im kommenden Jahr direkt weit vorne mit dabei zu sein.

Meine persönliche Einschätzung:

Ich halte die aktuelle Situation für eine seltene Gelegenheit. Klar, Risiken bleiben – geopolitische Spannungen, schwankende Konjunktur, politische Unsicherheit. Aber die Zinsentwicklung ist für mich ein zu starkes Signal, um es zu ignorieren. Ich setze in Q4 bewusst auf Wachstumswerte und Tech-Aktien, selbst wenn sie kurzfristig volatil bleiben. Denn genau diese Titel dürften den größten Hebel haben, wenn der Markt begreift, wie viel billiger Kapital tatsächlich wird.

Wer langfristig denkt, sitzt ohnehin im richtigen Boot: Sachwerte statt Bargeld. Und in einem Umfeld sinkender Zinsen kann dieses Boot sehr schnell Fahrt aufnehmen.