Billigbroker, teure Probleme: Die dunkle Seite von Trade Republic

Die Beschwerden häufen sich: Von wochenlangen Support-Odysseen über verschwundene Aktienkäufe bis zu verspäteten Dividenden. Trade Republic hat Millionen Kunden gewonnen – doch kann man dem Billigbroker sein Geld wirklich anvertrauen?

Billigbroker, teure Probleme: Die dunkle Seite von Trade Republic

Vom Börsenliebling zum Sorgenkind?

Trade Republic hat den deutschen Brokermarkt revolutioniert: Statt 5 bis 10 Euro pro Order wie bei Comdirect oder Consors, kostet ein Trade bei TR meist nur 1 Euro oder gar nichts.

Das hat Millionen junge Anleger überzeugt. Über 8 Millionen Kunden und zweistellige Milliardenvermögen liegen inzwischen bei dem Berliner Fintech.

Doch parallel zur Erfolgsgeschichte verdichten sich die Klagen: Support nicht erreichbar, App-Fehler, wochenlange Auszahlungsprobleme. In Foren, auf Trustpilot und sogar in Mainstream-Medien liest man immer wieder dieselben Geschichten.

Kundenservice: „Bitte nicht stören“

Besonders scharf fällt die Kritik beim Support aus. Nutzer berichten von automatisierten Standardantworten, langen Wartezeiten und dem Gefühl, schlicht nicht ernst genommen zu werden.

Chris hat Trade Republic 3 Sterne gegeben. Ganze Bewertung ansehen ...
An sich einfach handhabbar, Blitzüberweisungen. Im Grunde aber Nutzerunfreundlich: - ständig w…

Während klassische Banken wie Comdirect eine Hotline bieten, setzen Neobroker fast ausschließlich auf E-Mail oder Chatbots. Für komplexe Fälle – etwa falsche Steuerabrechnungen oder gesperrte Konten – ist das schlicht unzureichend.

Technische Fehler: Käufe ohne Aktien, Dividenden im Nirwana

Noch schwerer wiegen die technischen Probleme. Berichte reichen von verschwundenen Aktienkäufen bis zu Limit-Orders, die nicht storniert werden können. Hinzu kommen verspätete oder fehlerhafte Dividendenbuchungen.

Für Anleger, die auf korrekte und pünktliche Abrechnungen angewiesen sind, ist das mehr als nur ärgerlich – es kratzt am Fundament des Vertrauens.

Werbung und Transparenz: Verbraucherschützer klagen

Auch bei der Vermarktung hat sich Trade Republic Angriffsflächen geschaffen. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hat den Broker bereits verklagt: Zinsangebote seien nicht ausreichend transparent, teils mit versteckten Risiken wie Investitionen in Fonds statt klassischer Einlagensicherung.

Im Finanzbereich gilt: Schon der Anschein von Intransparenz schadet massiv.

Wachstumsschmerzen oder strukturelles Problem?

Man könnte all dies als typische „Wachstumsschmerzen“ abtun – schließlich explodierte die Nutzerzahl in kürzester Zeit.

Doch genau darin liegt das Risiko: Wer im Finanzbereich so stark wächst, muss Strukturen haben, die auch Milliardenbeträge und Millionen Anfragen fehlerfrei verarbeiten können. „Learning by Doing“ mag im Start-up funktionieren – beim Geld hört der Spaß auf.

Persönliche Einschätzung

Als Finanzanalyst und Journalist sehe ich Trade Republic zweigeteilt: Für Einsteiger mit überschaubaren Summen ist der Broker ein günstiger und simpler Zugang zur Börse.

Wer jedoch ernsthaft Vermögen aufbaut, sollte sich fragen, ob Preis alles ist. Ab fünfstelligen Beträgen zählt vor allem Verlässlichkeit, Transparenz und Erreichbarkeit. Und hier sind etablierte Anbieter wie Comdirect, DKB oder ING klar im Vorteil.

Trade Republic hat den Markt wachgerüttelt. Doch am Ende geht es nicht nur um Gebühren – sondern um Vertrauen. Und genau daran muss der Billigbroker dringend arbeiten.


1. Ist Trade Republic sicher?
Ja, Kundeneinlagen bis 100.000 € sind über die gesetzliche Einlagensicherung geschützt. Wertpapiere liegen bei einer Depotbank, getrennt vom Vermögen des Brokers. Dennoch sorgen technische Fehler und Support-Probleme für Vertrauensfragen.

2. Warum gibt es so viele Beschwerden über Trade Republic?
Hauptkritikpunkte sind schlechter erreichbarer Kundenservice, technische App-Fehler (z. B. verschwundene Orders oder verzögerte Dividenden) und intransparente Werbung. Das schnelle Wachstum hat die Strukturen offenbar überlastet.

3. Was unterscheidet Trade Republic von Comdirect oder ING?
Trade Republic ist deutlich günstiger: Trades kosten meist 1 € oder gar nichts. Klassische Banken verlangen 5–10 €. Allerdings punkten Comdirect & Co. mit stabiler Technik, besserem Service und mehr Vertrauen.

4. Lohnt sich Trade Republic für Anfänger?
Ja, für Einsteiger mit kleinen Summen bietet TR einen günstigen Zugang zur Börse. Wer aber ein größeres Vermögen verwalten möchte, sollte auf Service und Stabilität achten – und überlegen, ob ein Wechsel sinnvoll ist.

5. Gibt es rechtliche Probleme bei Trade Republic?
Ja, die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hat Trade Republic bereits wegen irreführender Werbung verklagt. Es geht um unklare Zinsangebote und Fragen zur Einlagensicherung.

6. Was tun, wenn es Probleme mit Trade Republic gibt?
Kunden können sich per Mail an den Support wenden (support@traderepublic.com)